Henry Onwuzuruike kommt nach dem Training aus der Kabine und strahlt. Nun gut, ein bisschen kalt war´s schon hinten auf dem Nebenplatz, ein bisschen kälter als daheim in Enugu, der 4-Millionen-Stadt in Nigeria. Aber das macht nichts: "Die Leute hier sind wirklich richtig nett. Wie eine Familie", freut sich der 19jährige und verschmerzt die ungewohnten Temperaturen so um so besser.
Zugegebenermaßen - sein Nachname ist wirklich ein bisschen schwer zu merken. Aber das macht nichts. Letztenendes nennt ihn bei der SpVgg eh jeder bei seinem Vornamen: Henry ist noch nicht lange im Ronhof, doch seit seinem Einsatz gegen den Hamburger SV und seinem Tor zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung kennt ihn die Kleeblatt-Gemeinde schon sehr gut.
Der 19jährige ist wirklich ein typischer Vertreter des aktuellen afrikanischen Fußballs: Geschmeidig, schnell und am Ball sehr versiert. Warum das wohl so ist, kann Henry ganz leicht erklären: "Bei uns spielen halt alle Jungs auf der Straße Fußball." Wo es geht, wird gekickt, und so war es eben auch in Henrys Heimatstadt Enugu, immerhin einer Metropole mit vier Millionen Menschen.
"Ich hatte viele Freunde, und wir haben ständig Fußball gespielt. In den Verein bin ich dann erst mit 14 Jahren eingetreten. Ich habe meinem Vater klar gemacht, dass ich unbedingt Fußball spielen will", sagt Henry. So oder ähnlich war das früher auch bei uns in Deutschland, doch mit Lothar Matthäus wird wohl der letzte Straßenfußballer demnächst abtreten. Dass man sich viel Rüstzeug wie Technik und Durchsetzungsvermögen beim Kicken auf Bolzplätzen oder an Straßenecken holt, erklärt auch, warum viele afrikanische Spieler hier Vorteile gegenüber unserem Nachwuchs haben.
Zu lernen gibt es aber dennoch eine Menge, betont auch Onwuzuruike: "Hier in Europa, besonders in Deutschland, wird sehr viel gefightet, das Spiel ist schnell und man muss sich immer voll einsetzen. Ich will das so schnell wie möglich lernen. Denn mein Ziel ist es, immer bei den ersten Elf dabeizusein." Bei seinem letzten Verein, dem holländischen Erstligisten SC Heerenveen, hat der Nigerianer insgesamt 24 Mal in der ersten Mannschaft gespielt. "Der holländische Fußball ist mehr technisch orientiert als der Deutsche", hat er als Unterschied erkannt.
Beim Spiel gegen den Karlsruher SC folge er zum ersten Mal in seiner Laufbahn vom Platz. Nach dem Spiel bat er Trainer Benno Möhlmann, dass Trikot behalten zu dürfen, weil dies sein erster und letzter Platzverweis gewesen sein soll.
Jürgen Schmidt
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