Zurück in der „Fürther Familie“
„Ich habe etwas verlassen, was ich drei Jahre lang gemocht hatte.“ Olivier Caillas ist froh, wieder zurück zu sein. Zurück in Fürth, in der familiären Atmosphäre, die ihm schon immer wichtig war, die er aber zur Erfüllung eines Lebenstraumes aufgeben musste.
„Ich wollte immer mal im Ausland spielen, etwas Neues erkunden“, sagt der 28-jährige Mittelfeldspieler im Rückblick auf sein einjähriges Gastspiel beim französischen Zweitligisten Grenoble Foot, das er nicht in bester Erinnerung behalten wird: „Ich musste schnell einsehen, dass meine hohen Erwartungen enttäuscht wurden.“ Sportlich lief es nicht besonders, und teamintern stimmte die Chemie nicht. In Fürth werde bei der Verpflichtung von Spielern Wert auf den Charakter gelegt, meint er, und das zahle sich aus. „Da gibt es keine faulen Äpfel. Der Zusammenhalt war immer unsere große Stärke und das wird auch in dieser Saison so sein.“
Offensiv geht er an Dinge heran. An das Duell auf der linken Seite mit Danny Fuchs („Es kann nur einer spielen, aber ich nehme den Kampf an. Wenn man so will, bin ich der Herausforderer“) genauso wie an jene Kritiker, die ihn für zu impulsiv auf dem Platz halten. In seiner ersten Zeit beim „Kleeblatt“, für das er zwischen 2002 und 2005 in 88 Zweitligaspielen immerhin zwölf Tore schoss, hatte er den Ruf eines Dauer-Provokateurs. „Das hat der Mannschaft nicht immer gut getan“, sagt er, und fast möchte man dem aus seinen stahlblauen Augen wie ein Unschuldslamm dreinblickenden Caillas Glauben schenken.
„Ein Stück Aggressivität gehört zum Fußball aber dazu, und das brauche ich auch“, betont Caillas. Seinen Esprit auf dem Feld verspricht der zweisprachig aufgewachsene Sohn einer Deutschen und eines Franzosen künftig in vernünftige Bahnen zu lenken. „Diesen Adrenalinkick“, den er im Fußball findet und im Privatleben auf seinem Motorrad oder beim Skifahren zu finden versucht, braucht Caillas aber. Sonst wäre er nicht er selbst.
Er ist aber reifer geworden. Vielleicht durch die Erfahrungen in Frankreich, vielleicht auch durch seine langjährige Freundin Karina. Nächstes Jahr sollen die Hochzeitsglocken läuten, und auch da bleibt der 28-Jährige wieder offensiv: Kinder zu haben könne er sich dann gut vorstellen, wobei er dann mit weniger Adrenalin auskommen müsste: „Motorradfahren würde ich sofort aufhören“. Man weiß ja schließlich, was Verantwortung ist . . .
Florian Pöhlmann (Nürnberger Zeitung)
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